
Online zu sein gehört für viele Jugendliche ganz selbstverständlich zum Alltag. Wenn das digitale Leben aber überhandnimmt, kann das Konzentration, Schlaf und das allgemeine Wohlbefinden stören. Frühzeitige Warnsignale helfen, eine ungesunde Nutzung zu erkennen und den nötigen Rahmen zu schaffen, um Kinder und Jugendliche zu schützen.
Von übermässigem Medienkonsum spricht man, wenn soziale Netzwerke, Video-Plattformen oder Games andere Lebensbereiche spürbar verdrängen – etwa Schule, Freizeit, Bewegung oder soziale Kontakte. Auch wenn keine Sucht vorliegt, kann die Nutzung aus dem Gleichgewicht geraten: zu intensiv, zu zeitfressend oder kaum noch steuerbar.
In der Schweiz zeigt rund jede siebte Person ab 15 Jahren Anzeichen eines problematischen Internetverhaltens (mehr erfahren). Das zeigt sich zum Beispiel darin, ständig aufs Handy schauen zu müssen, Mühe zu haben, sich ohne Bildschirm zu konzentrieren oder auf Kosten von Schlaf, Sport oder echten Begegnungen stundenlang online zu sein.
Bildschirme sind Teil des Alltags. Sie bieten Information, Unterhaltung und Austausch. Entscheidend ist, die Balance zu halten. Viel Bildschirmzeit ist nicht automatisch problematisch. Wenn aber das Digitale alles andere verdrängt, ist es Zeit, hinzuschauen, zu regulieren und gemeinsam neue Wege zu finden.
- Klare Regeln fürs Zuhause schaffen: am besten gemeinsam, z. B. mit einem Mediennutzungsvertrag. Kinder verstehen eher, warum es Grenzen braucht, wenn sie einbezogen werden und erklärt wird, wovor diese Regeln schützen sollen.
- Ehrliches Interesse zeigen: gemeinsam besprechen, was am Bildschirm fasziniert, was es ersetzt oder wofür es gebraucht wird.
- Bildschirmfreie Zeiten festlegen: etwa bei Mahlzeiten, abends oder bei Ausflügen.
- Aktiv Alternativen anbieten: etwa Sport, Basteln, Spiele oder gemeinsame Unternehmungen, die ohne Bildschirm auskommen und Spass machen.
- Vorbild sein: Kinder orientieren sich auch daran, wie Erwachsene mit Bildschirmen umgehen.
- Sich Hilfe holen: wenn alles zu viel wird, können Gespräche mit Fachpersonen oder Beratungsstellen eine wertvolle Unterstützung sein.
Im Durchschnitt schauen Jugendliche mehr als 100-mal am Tag auf ihr Smartphone. Dies geschieht oft automatisch, also ohne es bewusst zu merken.
- Hinter ständiger Bildschirmnutzung können ungelöste Themen stecken, etwa Einsamkeit, Unsicherheit oder Selbstzweifel. Der Bildschirm wird zum Rückzugsort. Zuhören hilft, besser zu verstehen, was dahintersteht.
- Multitasking mit digitalen Medien überfordert schnell. Wer gleichzeitig chattet, lernt und ein Video schaut, kann sich schlechter konzentrieren und ermüdet schneller.
- Zu viel Bildschirmzeit am Abend kann den Schlaf stören, besonders, wenn das Handy im Bett liegt oder bis spät Inhalte konsumiert werden. Einschlafen fällt schwerer, der Schlaf ist oft weniger erholsam.
- Nicht jede intensive Nutzung ist ein Problem. Viele Jugendliche sind sehr aktiv, kreativ und reflektiert unterwegs. Entscheidend ist nicht die Dauer, sondern was die Bildschirmnutzung mit dem Alltag macht.
- Bildschirme füllen oft jede Lücke – beim Warten, bei Langeweile, in stillen Momenten. Dabei ist genau diese Leere wichtig: Wer sich ab und zu langweilt, fördert Kreativität, Eigenständigkeit und neue Ideen.
Es gibt Apps die anzeigen, wie lange das Gerät täglich genutzt wird, erinnern an Pausen oder helfen, feste offline-Zeiten einzuplanen. Sie können helfen, den eigenen Umgang mit Bildschirmen bewusster wahrzunehmen.
Nicht unbedingt. Entscheidend ist, wie sich die Nutzung auf Schlaf, Schule, Stimmung und Beziehungen auswirkt. Wenn alles im Gleichgewicht ist, besteht meist kein Grund zur Sorge. Trotzdem lohnt sich Aufmerksamkeit – besonders, wenn sich das Verhalten plötzlich verändert. Eine hohe Bildschirmzeit kann okay sein, wenn sie ausgewogen ist. Umgekehrt kann auch eine scheinbar „normale“ Bildschirmzeit kritisch sein, wenn sie zwanghaft wirkt.
Ein klares Anzeichen ist, wenn andere Dinge immer häufiger zu kurz kommen: Schlaf, Bewegung, Freundschaften oder schulische Leistungen. Auch Konzentrationsprobleme oder ständiges Online-Sein aus Gewohnheit können Hinweise sein. Entscheidend ist nicht nur die Dauer, sondern was dadurch verloren geht.
Dieses Gefühl teilen viele Eltern – vor allem in der Pubertät, wenn Konflikte zunehmen. Suchen Sie Unterstützung: bei Fachpersonen (z. B. Kinderärzt*innen, Psycholog*innen) oder auch in der Schule, etwa bei der Schulsozialarbeit. Wichtig ist, nicht allein zu bleiben und möglichst auch die Jugendlichen in die Lösungssuche einzubeziehen. Auch wenn es schwierig ist, hilft ehrliche Kommunikation: Teilen Sie mit, was Sie belastet.
Problematisch wird es, wenn schulische Nutzung ständig durch private Inhalte unterbrochen wird – etwa durch Chats oder Videos. Wichtig ist, den Fokus zu halten und für klare Phasen zu sorgen: jetzt Lernen, später Freizeit.
Kindersicherungen und Filter können helfen, klare Regeln durchzusetzen und Risiken zu begrenzen – besonders bei jüngeren Kindern. Sie ersetzen aber keine persönliche Begleitung. Kein technischer Schutz ist lückenlos, und je älter Kinder werden, desto besser kennen sie sich oft mit digitalen Geräten aus –manchmal sogar besser als ihre Eltern. Viele Schutzmassnahmen lassen sich mit wenigen Klicks umgehen.
Deshalb bleibt das Wichtigste: Interesse zeigen, im Gespräch bleiben, klare Absprachen treffen und selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Eltern sind die wirksamsten Filter, nicht durch Technik, sondern durch Beziehung und Vertrauen.