
In den ersten Lebensjahren brauchen Babys vor allem eines: echte Erfahrungen. Sie lernen, indem sie ihre Umgebung mit allen fünf Sinnen entdecken – sehen, hören, riechen, schmecken und tasten. Dafür brauchen sie Nähe, Zeit und Menschen, die mit ihnen sprechen, singen, spielen und einfach da sind.
Das gilt besonders für die Zeit von 0 bis 2 Jahren. In dieser Phase entsteht die Grundlage für Sprache, Bewegung, Gefühle und soziales Verhalten. Alles, was Kinder in diesem Alter erleben, formt das Gehirn. Erfahrungen mit Bildschirmen reichen dafür nicht aus.
Fachpersonen raten deshalb klar: Unter zwei Jahren sollten Kinder möglichst keine Bildschirmzeit haben. Bilder auf einem Bildschirm überfordern und lenken ab – sie fesseln die Aufmerksamkeit, ohne dass das Kind den Inhalt wirklich versteht. Wird ein Kind zu früh und zu oft mit digitalen Medien konfrontiert, kann das die Sprachentwicklung verzögern, den Schlaf stören und soziale Fähigkeiten beeinträchtigen (WHO).
Gelegentliche Ausnahmen wie ein kurzer Videoanruf mit der Grossmutter oder das gemeinsame Anschauen einiger Fotos sind kein Problem. Wichtig ist dabei, dass das Kind nicht allein vor dem Bildschirm sitzt, sondern der Kontakt mit einer echten Bezugsperson im Mittelpunkt steht.
- Keine Bildschirme für Kinder unter 2 Jahren, ausser in gut begründeten Ausnahmen (z. B. gemeinsamer Videoanruf mit Familie).
- Menschliche Nähe statt Bildschirmzeit: gemeinsam sprechen, singen, Bücher anschauen, mit den Händen entdecken.
- Vorbild sein! Auch Erwachsene sollten das Handy zur Seite legen, wenn sie Zeit mit Kleinkindern verbringen.
Laut der Schweizer SWIPE-Studie haben 50 % der 2-Jährigen noch nie ein digitales Gerät benutzt.
- Ein ständig laufender Fernseher stört Gespräche und lenkt ab, selbst wenn das Kind nicht direkt hinschaut.
- Sogenannte „Lernvideos“ für Babys bringen nachweislich keinen Nutzen. Sie ersetzen keine echten Erfahrungen.
- Bildschirme sollten keine Dauerlösung sein, wenn ein Kind weint oder unruhig ist. Das Kind lernt sonst, Gefühle mit Medien zu regulieren und nicht durch Trost und Nähe.
In den ersten beiden Lebensjahren bildet das Gehirn über eine Million neue Verbindungen pro Sekunde. Diese rasante Entwicklung wird durch Bewegung, Sprache und Berührung gefördert – nicht durch passive Reize von Bildschirmen.
Nein. Solange das selten, kurz und gemeinsam mit einer vertrauten Person geschieht. Ein kurzer Videoanruf oder ein Foto ist kein Grund zur Sorge. Wichtig ist, dass es nicht zur Gewohnheit wird.
Nein. Für die Entwicklung sind persönliche Zuwendung, echte Erlebnisse und gemeinsames Spielen viel wertvoller als Inhalte auf einem Bildschirm – auch wenn diese „pädagogisch“ genannt werden.
Nein. Autismus entsteht nicht durch äussere Einflüsse wie Bildschirmnutzung, sondern ist eine angeborene neurologische Besonderheit. Dennoch kann übermässiger Medienkonsum bei kleinen Kindern ähnliche Verhaltensweisen auslösen – etwa reduzierte Sprache oder wenig soziales Interesse. In solchen Fällen hilft es, die Bildschirmnutzung zurückzufahren und dem Kind wieder mehr echte Interaktion anzubieten.
Es ist nie zu spät. Kleinkinder sind anpassungsfähig. Wer Bildschirme nach und nach durch echte Begegnung, Nähe, Spiel und gemeinsame Zeit ersetzt, sieht oft schnell eine positive Veränderung. Die ersten Tage können anstrengend sein, aber die Mühe lohnt sich auf jeden Fall.